Zugegeben – als ich anfing mal genauer auf die Verpackungen unterschiedlicher Kosmetika zu schauen, ahnte ich noch nicht, dass das Thema Naturkosmetik bzw. vegane Kosmetik doch etwas komplexer ist. Etwas blauäugig ging ich heran, da ich dachte, dass Naturkosmetik auch vegan sei, denn mit Natur verband ich automatisch pflanzliche und nicht zwingend tierische Bestandsteile. Das sich ein genauer Blick und auch etwas Recherche aber lohnt, wurde mir dann doch schnell klar.
Falls ihr auch gerne eure Kosmetik von konventionell auf vegane oder Naturkosmetik umstellen wollt, habe ich hier ein paar Tipps für euch, worauf ihr achten solltet. Neben den Tipps erkläre ich euch, weshalb Naturkosmetik eben nicht automatisch vegan und vegane Kosmetik auch nicht zwingend tierversuchsfrei ist und worin der Unterschied liegt.
Naturkosmetik
Zuallererst: Naturkosmetik kann aus pflanzlichen, mineralischen und tierischen Inhaltsstoffen zusammengesetzt sein. Somit ist Naturkosmetik nicht automatisch vegan. Genauer gesagt, ist der Einsatz von natürlichen Produkten, die von lebenden Tieren produziert werden, wie z.B. Seide, Lanolin, Milch, Honig oder Eier, gestattet. Auch die Verwendung von Rohstoffen aus wirbellosen Tieren kann nicht ausgeschlossen werden. Der Einsatz von Rohstoffen aus toten Wirbeltieren, wie Collagen, Frischzellen oder tierischen Fetten, ist hingegen nicht erlaubt.
In der Naturkosmetik sind umstrittene oder gar schädliche Wirkstoffe wie Parabene, Parrafine, Silikone oder synthetische Duftstoffe nicht erlaubt, ebenso wird vom Gebrauch von gentechnisch veränderten Produkten abgesehen.
Die Richtlinien des Bundesverbands der Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel e.V. (kurz BDIH) sieht vor, dass am Endprodukt keine Tierversuche durchgeführt werden, allerdings werden damit keine Tierversuche an Inhaltsstoffen, die von Lieferanten bereitgestellt werden, berücksichtigt.
Hier gilt es auf Siegel zu achten, denn nur eine begrenzte Zahl garantiert, dass die Inhaltsstoffe auch überwiegend biologische oder Naturprodukte sind. Hierzu zählen die Siegel der BDIH, EcoCert, NaTrue, NCCO, USDA Organic, Soil Association, Demeter, Eco Control und Bio nach EG-Öko-Verordnung.
Vegane Kosmetik
Bei veganer Kosmetik verhält es sich so, dass die Rohstoffe, die in den Produkten eingesetzt werden, nicht von Tieren stammen dürfen. Da der Begriff "vegan" nicht klar definiert oder gar geschützt ist, heißt das also, dass die Zutaten in der Kosmrtik zwar vegan sind, dies aber nicht zwingend für den Produktionsprozess gilt. Vegane Kosmetik kann also an Tieren getestet worden sein.
Wer allerdings auf anerkannte Siegel achtet, kann sicher sein, dass die vegane Kosmetik auch tierversuchsfrei ist. Hierzu zählen die vegane Blume der Vegan Society England, NaTrue, BDIH, das "Kaninchen unter schützender Hand" und das Leaping Bunny.
Tierversuchsfreie Kosmetik
Tierversuchsfreie Kosmetik bedeutet, dass sowohl das Endprodukt sowie auch die Rohstoffe im Produkt nicht an Tieren getestet wurden. Allerdings schließt dies nicht aus, dass sich in den Zutaten des Kosmetikproduktes auch Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs tummeln können, sie sind also nicht automatisch vegan. Es ist also durchaus möglich, dass im Lippenstift oder der Creme Bienenwachs, Honig, Lanolin, Eiweiß, Karmin, Gelatine, Shellack, Kollagen, Cholesterin o.ä. sein können.
Gesetzeslücken
Im März 2013 trat das Gesetz in Kraft, welches Kosmetikunternehmen verbietet, Versuche an Tieren für Produkte sowie deren Inhaltsstoffe durchzuführen oder diese in Auftrag zu geben – sie dürfen sonst in der EU nicht verkauft werden. Allerdings beinhaltet dieses Gesetz einige Schlupflöcher.
Das Verbot zum Verkauf dieser Produkte gilt nämlich nur für Produkte, die nach dem 11. März 2013 neu auf den Markt kamen, alle übrigen Produkte dürfen weiterhin im Handel erhältlich sein. Auch können Produkte, welche außerhalb der EU verkauft werden, weiterhin an Tieren getestet werden. In Ländern wie China sind Tierversuche für Kosmetikprodukte o.ä. sogar Pflicht.
Und zu guter Letzt gilt dieses Gesetz auch nur für die Inhaltsstoffe, die ausschließlich in Pflege- sowie Kosmetikprodukten vorkommen. Rohstoffe, die auch in anderen Produkten vorkommen, dürfen auch weiterhin an Tieren getestet werden, da diese unter das Chemikaliengesetz fallen.
Wo findet man vegane, tierversuchsfreie und biologische Kosmetik?
All die oberen Punkte klingen irgendwie so, als sei es recht schwierig, ein veganes und tierversuchsfreies Produkt zu finden. Allerdings findet man sich doch recht einfach im Etikettendschungel zurecht, denn vor allem Naturkosmetikmarken bieten eine Reihe solcher Produkte. Achtet auf die Etiketten, die ich bereits oben aufgezählt habe. Wenn ihr euch unsicher seid, ob eure heißgeliebte Kosmetikmarke auch mit eurem eigenen Anspruch Schritt halten kann, schaut euch den Websitenauftritt genauer an oder fragt direkt nach.
Außerdem hilft es die Zutatenliste des Produktes zu kontrollieren, denn nur so kann man sich davon überzeugen, dass keine gesundheitsschädlichen Chemikalien in den Kosmetika sind, da tierversuchsfrei und vegan leider nicht automatisch absolut natürlich und bio bedeutet. Was die einzelnen Inhaltsstoffe bedeuten lässt sich leciht mit der "INCI App" herausfinden!
Auch gut finde ich die Apps "Kosmetik ohne Tierversuche", "ToxFox" oder "Codecheck" – sie liefern dir einen schnellen Überblick über Inhaltsstoffe oder entsprechende Produkte.
Auf den Seiten "Wer macht was", PETA, Leaping Bunny oder dem "Vegan Beauty Blog" findet man zudem Übersichten über vegane, tierversuchsfreie sowie natürliche Produkte oder Firmen.
Habt noch einen feinen Tag! ♥
Marieke
Photos: © Ika Dam | Toa Heftiba
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